Der erste Lehrer
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Otto Walzenbach
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Otto Walzenbach 1890 - 1903

Otto Walzenbach 1890-1903 - Die Vakanz

Nach Maximilian Hartmanns Ableben blieb die Stelle des ersten Hauptlehrers über zehn Monate lang unbesetzt. Das bedeutete für die zwei vorhandenen Lehrkräfte, den Hauptlehrer Zeitler und den Unterlehrer Hauck, eine gewaltige Anspannung der Kräfte. Schon mit Hartmanns schwerer Erkrankung hatte das begonnen. Ihre Unterrichtszeit war, ohne die Stunden für Fortbildungs- und Turnunterricht, auf wöchentlich je 36 Stunden gestiegen. Die Vergütung, die gewährt wurde, entsprach sicherlich nicht der geforderten Leistung. Überdies war nach der gesetzlichen Vorschrift die dienstliche Mehrleistung für zwei Monate des Gnadenquartals ohne Entschädigung zu erbringen.

Im Gnadenquartal - bei Steinbrenners Witwe war vom Sterbequartal die Rede -, d. h. in den drei auf den Tod des Mannes folgenden Monaten, standen Frau Hauptlehrer Hartmann - ein neuer Ton in den Akten! - die Bezüge, die der erste Hauptlehrer in dieser Zeit empfangen hätte, in vollem Umfang zu. Als Jahrespension erhielt sie 310 Mark, ein beachtlicher Fortschritt gegenüber dem Schulleiterwechsel von 1853 und gar erst dem von 1823.



Der neue erste Hauptlehrer

Am 16. September 1890 erging vom Großherzoglichen Oberschulrat in Karlsruhe der Erlass: Die erste Hauptlehrerstelle an der Volksschule in Höpfingen mit dem damit verbundenen Einkommen wird dem Hauptlehrer Otto Walzenbach in Ebenheid, Bezirk Wertheim, übertragen. Er hat seinen Dienst am 24. Oktober 1890 anzutreten.

Otto Walzenbach, geboren 1848, verheiratete sich 1875 mit Amalia Margaretha Weihrauch, geboren 1857. In Ebenheid wurde das Ehepaar mit sechs Kindern gesegnet. In Höpfingen kamen zwischen 1891 und 1893 zwei weitere dazu.

Er wurde der erste Dirigent des unter Pfarrer Karl Fritz zwischen 1895 und 1897 gegründeten Kirchenchors oder Cäcilienvereins. Ihm folgten in dieser Tätigkeit die jeweiligen Schulleiter, seit 1906 oder schon vorher der Erste Hauptlehrer Mai, dann Oberlehrer Karl Schenk, Oberlehrer Konrad Frank, Rektor Alfred Eckert, Konrektor Meinrad Hauck.

Unter Otto Walzenbach trat endlich auch ein Unterlehrer aus dem Schatten, in dem früher seinesgleichen zu stehen pflegten. Er ist bis zum heutigen Tag unter dem Namen Lehrer Westermann im Dorf bekannt geblieben. Ihm, dem Musikbegeisterten, gelang es, eine größere Anzahl von zumeist jungen, opferwilligen Blasmusikern zu einem festen Kreis zusammenzuschließen und daraus eine Blasmusikkapelle hervorgehen zu lassen, die ihre Instrumente teilweise von früheren Vereinigungen ähnlicher Art übernahm, zu einem großen Teil aber auch aus privaten Mitteln anschaffte. Es war im Jahre 1897, als so die noch jetzt bestehende Musikkapelle, die sich 1925 zu einem Musikverein erweitert hat, aus der Taufe gehoben wurde.

Um den sehr beliebten Lehrer Westermann erhob sich damals ein großer Wirbel, der sich sogar bis in die Politik auswirkte. Aber lassen wir den Oberamtmann in Buchen berichten, welchen Eindruck er bei der Ortsbereisung vom 9. Juli 1898 davon gewann. Er schreibt: "Wenn bei der letzten Reichstagswahl (von 1898) 100 Stimmen weniger für den Zentrumsabgeordneten abgegeben wurden als im Jahre 1893 - gewiß durch Stimmenthaltung - so hängt dies größtenteils damit zusammen, daß der Ortsgeistliche - Pfarrer Karl Fritz in Höpfingen zwischen 1893 und 1903 - den derzeitigen Unterlehrer wegen Dienstwidrigkeiten in eine Disziplinaruntersuchung gebracht hat und daß dieser Unterlehrer als Gründer und Leiter einer Stadtmusik (!), welche den Stolz der Gemeinde bildet, sich die Sympathie eines großen Teils der Bevölkerung erworben hat. Das Disziplinarverfahren gegen den Unterlehrer ist bis heute noch nicht erledigt."



Der jähe Abbruch

Otto Walzenbachs Beamtenlaufbahn nahm ein jähes, von ihm selbst verschuldetes Ende. In dem Bericht über die Ortsbereisung vom 25. August 1904 lesen wir davon: „Mit der Schule hatte die Gemeinde kein Glück. Der frühere erste Lehrer Walzenbach, ein intimer Freund und Schützling der Geistlichkeit, hatte jahrelang vor den Schulkindern die gröbsten Unsittlichkeiten getrieben und dadurch vergiftend auf die männliche Jugend namentlich mitgewirkt. Erst letztes Jahr gelang es der Disziplinaruntersuchung, die Sache ans Licht zu bringen. Zur Zeit verbüßt Walzenbach eine zweijährige Gefängnisstrafe wegen dieser Untaten und ist aus dem Schuldienst entlassen."
Otto Walzenbach starb am 16. April 1907, seine Frau Amalia Margaretha am 15. Mai 1908.