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Josef Alois Schell - ab 1965

Ehrenbürger Altbürgermeister Josef Alois Schell

Bürgermeister Josef Alois Schell von 1948 bis 1962 * 20.08.1895 + 04.06.1971



Von 1948 bis 1962 amtierte Josef Alois Schell als Bürgermeister der Gemeinde. Diese Zeit war von einschneidendem und wohl nachhaltigstem Strukturwandel in der Geschichte des Ortes geprägt. Die Sozialstruktur entwickelte sich von dem bis zum Ende des 2. Weltkrieges vorwiegend landwirtschaftlich ausgerichtetem Gemeinwesen hin zum auch heute noch geltenden Status einer gemischten Gesellschaftsform. Die Amtszeit von J. Alois Schell war vor allem in den ersten Nachkriegsjahren davon bestimmt, die existentiellen Grundbedürfnisse der Menschen in der Gemeinde zu befriedigen: Brot und Wohnung zu beschaffen, waren neben der Beschaffung von Arbeitsplätzen, der Verbesserung der örtlichen Infrastruktur und der Wasserversorgung, die viel Geld verschlang, wesentliche Schwerpunkte in der Nachkriegsära von Bürgermeister J. Alois Schell, der auch die Flurbereinigung im wesentlichen abschloss.



Persönliche Lebensdaten

J. Alois Schell wurde am 20. August 1895 in Höpfingen geboren. Er hatte fünf Geschwister, die alle, wie er selbst, in Höpfingen aufwuchsen, zur Schule gingen, heirateten und hier - soweit sie schon gestorben sind - auch beerdigt wurden. 1925 arbeitete er, wie zahlreiche Landwirte, in der Ziegelei Kaiser u. Böhrer, der einzigen größeren Firma des Ortes zur damaligen Zeit. Aus seiner Ehe mit Rosine geb. Streckert, entsprossen sechs Kinder.

Den 1. Weltkrieg erlebte J. Alois Schell mit all seinen Erfolgen und Niederlagen. An vielen Kriegsschauplätzen war er eingesetzt, nachdem er 1915 zusammen mit dem gesamten 1895er Jahrgang nach Karlsruhe zu den Leibgrenadieren einberufen worden war und im Großherzoglichen Regiment gedient hatte. Im September 1915 kämpfte er an der Westfront in der 5. Kompanie. Im Sommer 1917 wurde er in Rumänien bei der Reserve 40 eingesetzt, wo er bis zum Waffenstillstand mit Rumänien am 12. Februar blieb. Wieder an die Westfront versetzt, nahm er an der Marneoffensive teil, die wenige seiner Kameraden überlebten. Im 2. Weltkrieg war er auf dem Flugplatz Dornberg beim Luftwaffenbataillon Nagold dienstverpflichtet.



Seine Leistungen als Bürgermeister

Die politische Laufbahn des J. Alois Schell begann nach dem Zusammenbruch 1945, als er kommissarisch zum Gemeinderat ernannt wurde. Im Jahre 1946 wurde er in den Gemeinderat gewählt. Als Bürgermeister wählte ihn die Gemeinde gegen zwei Mitkandidaten nach zwei Wahlgängen; die Stichwahl erfolgte am 10. Februar 1948. Mit großer Mehrheit wurde er 1954 für 12 weitere Jahre im Amt als Bürgermeister bestätigt. Am 1. März 1962 schied er aus Gesundheitsgründen aus seinem Amt aus, obwohl seine Amtszeit noch bis 1966 gedauert hätte.

Zahlreiche Neuerungen, Einrichtungen und Neubauten wurden unter seiner Amtsführung realisiert. Das Wassernetz wurde teils umgebaut, teils erneuert. Verschiedene Tiefbohrungen musste die Gemeinde ausführen. Jahrzehntelang litt die Bevölkerung unter akuter Wassernot, besonders in heißen Sommermonaten. Alljährlich nahm die Gemeinde große Investitionen zur Sicherung der Wasserversorgung auf sich.

Die Realisierung des Großprojektes der Siedlung „Neue Heimat" war auch mit sein Verdienst (neben Ortspfarrer Schliermann und anderen); im 1. Bauabschnitt wurden sechs Doppelhäuser erstellt (die oberen 5 in der Watzlikstraße und 1 Haus in der Weingartenstraße). Damit konnte die größte Wohnungsnot im Ort 1950 etwas gelindert werden. Während der Amtszeit von J. Alois Schell wurde der Ortskanal und die Kläranlage (April 1957) gebaut; sie war zu dieser Zeit die zweite und bisher größte im Altkreis Buchen, wie aus Pressedarstellungen zu entnehmen war. Es folgten Baugeländeerschließungen und die Sicherung der Wasserversorgung auf dem Schlempertshof durch Bohrung eines Tiefbrunnens. Mitte der 50er Jahre waren die wenig erfolgreichen Wasserbohrungen oftmals Gegenstand der öffentlichen Gemeinderatssitzungen.

In Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein wurde der Obstkeller gebaut, später umgebaut und zur heutigen geräumigen Festhalle erweitert. Auch die Gebäude der Leichenhalle, des 1. Bauabschnittes der Schule mit Turnhalle und Lehrschwimmbecken (Baukosten rund 1,5 Millionen Mark) sowie die Flurbereinigung lagen J. Alois Schell sehr am Herzen, auch wenn er wegen seiner damals schon angeschlagenen Gesundheit teilweise die Amtsgeschäfte seinem Stellvertreter (Bruno Störzer) übertragen musste.

Aufgrund seiner Verdienste beschloss der Gemeinderat am 17. August 1965, J. Alois Schell am Tage seines 70. Geburtstages (am 20.08.1965) zum ersten Ehrenbürger der Gemeinde zu ernennen. Die feierliche Übergabe des Ehrenbriefes durch Bürgermeister Karl Schell erfolgte unter großer Teilnahme der Bevölkerung, der Vereine und zahlreicher prominenter Gäste der Politik am 1. Oktober 1965 in der Obst- und Festhalle. Seine Leistungen als Gemeindeoberhaupt in schwierigen Zeiten des Wiederaufbaues, als die Gemeinde in großen finanziellen Schwierigkeiten steckte und die Steuerlage und die Erwerbsmöglichkeiten sehr beschränkt waren, fanden damit die gebührende Anerkennung durch die Gemeinde und die Bevölkerung. Namens der Gemeinde skizzierten Gemeinderat Karl Hefner und Bürgermeister Karl Schell die großen Verdienste des Altbürgermeisters mit angemessenen Worten.

In der Ehrenurkunde der Gemeinde lesen wir: „Trotz schwieriger Zeiten verstand es J. Alois Schell in seiner Amtszeit vom 8. 2. 1948 bis 1. 3. 1962, als Bürgermeister die Geschicke der Gemeinde Höpfingen mit Begabung und Kenntnis der Zusammenhänge zu meistern. Stets bescheiden und freundlich zu seinen Mitbürgern, gewann er die Herzen der Bevölkerung und wußte mit deren Vertrauen sorglich umzugehen".

Für all die geschaffenen Werke des Altbürgermeisters J. Alois Schell unter hohem persönlichen Einsatz, für seinen Arbeitseifer und für seine Aufrichtigkeit dankte die Gemeinde und Bevölkerung ihrem verehrten Bürgermeister J. Alois Schell, der am 4. Juni 1971 gestorben ist.