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Pfarrer Richard Kaiser
Pfarrer Richard Kaiser

Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung vom August 2000 von Wendelin Böhrer



Pfarrer und Heimatforscher Richard Kasier

Pfarrer Richard Kaiser * 16.09.1861 + 28.08.1930



Große Verdienste um die Heimatforschung





Vor 100 Jahren wurde das erste Höpfinger Heimatbuch von Richard Kaiser herausgegeben - Am Montag 70. Todestag des Pfarrers

Am Montag, 28. August, jährt sich zum 70. Mal der Todestag des ersten Erforschers der Höpfinger Heimatgeschichte, Pfarrer Richard Kaiser. Zum 100. Mal jährt sich heuer auch die viel beachtete Herausgabe des ersten Höpfinger Heimatbuches, das der aus Höpfingen stammende und in Wenkheim seelsorgerisch wirkende Geistliche Richard Kaiser 1900 bei der Buchdruckerei M. Zöllers in Tauberbischofsheim unter folgendem Titel veröffentlichte: „Geschichte des Orts und der Pfarrei Höpfingen".

Diese Höpfinger Ortschronik gehörte in den ersten Jahren nach ihrem Erscheinen zum selbstverständlichen „Inventar" eines jeden örtlichen Haushalts. Wer diese Chronik aber vor zehn Jahren zu Gesicht bekommen wollte, musste sich schon an das Generallandesarchiv in Karlsruhe wenden, um sie für einige Wochen auszuleihen. Deswegen entschloss sich der Heimatverein vor zehn Jahren zur großen Freude der Einwohner, die Chronik von Pfarrer Kaiser im Anhang des zweiten Bandes „Beiträge zur Heimatgeschichte" als Original-Reprint nachzudrucken.

Über die Darstellung der Geschichte Höpfingens von Pfarrer Kaiser waren die Höpfinger begeistert. Erstmals erfuhr die Bevölkerung viele fundierte Details über Vergangenheit, Wachsen und Werden ihrer Heimatgemeinde in einem allgemein verständlich verfassten Werk, das sich großer Beliebtheit erfreute. Der Heimatforscher berichtet darin über die adeligen Geschlechter des Ortes, über die Geschichte der in Dornberg in einem „ruinösen" Zustand befindliche Kappel wie auch über die Ahnen des Feldmarschalls Gneisenau, die in einer seiner Abstammungslinien aus Höpfingen für einige Zeit wohnten.

Im zweiten Heimatbuch, das die Gemeinde in enger Zusammenarbeit mit dem Heimatverein anlässlich des großen einwöchigen Heimatfestes 1966 herausbrachte, widmete der inzwischen verstorbene Heimatforscher Heinrich Sauer seinem im Dienste der Heimatforschung tätigen Vorgänger anerkennende, freundliche Zeilen, in denen er Leben und Wirken von Pfarrer Richard Kaiser würdigend beschreibt, der „die Liebe und Menschlichkeit selbst" gewesen sei, wie ihm sein damaliger Dekan bescheinigte.

Pfarrer Kaiser entstammt einem alteingesessenen Höpfinger Bauerngeschlecht, das nach dem Dreißigjährigen Krieg von Walldürn nach Höpfingen übersiedelte. Richard Kaiser war das zweite von elf Kindern. Seine Eltern erkannten seine Begabung früh und schickten ihn zunächst in das Konvikt nach Tauberbischofsheim, dann nach Bruchsal und später nach Sasbach ins Gymnasium, wo er das Abitur ablegte und danach in Freiburg Theologie studierte. Im Jahre 1887 wurde er mit 25 Jahren zum Priester geweiht.

Als Gemeindepfarrer wirkte er als geschätzter Geistlicher von 1894 bis 1904 in Wenkheim und von 1904 bis 1927 in Gissigheim. Ein Augenleiden zwang ihn, seine priesterliche Tätigkeit aufzugeben.
Von 1927 bis 1930 lebte er in seinem geliebten Heimatort, wo er am 28. August 1930 verstarb. Sein Grab befindet sich bei den im Zentrum des Friedhofs liegenden Pfarrgräbern.
Heimatforscher Heinrich Sauer erwähnt in seiner Würdigung für Pfarrer Kaiser als Heimatforscher, dass der Geistliche durch seine Anstellung in Wenkheim Archiven nahegekommen sei, die vermutlich Material über seine Heimatgemeinde bargen. Weitere Quellen habe er in den Archiven Würzburg, Wertheim, Amorbach und Karlsruhe für seine heimatgeschichtlichen Recherchen gefunden.

Im Protokollbuch des ältesten Höpfinger Vereins, des Gesangvereins, vermerkte der Protokollant am 30. September 1883 folgenden amüsanten Eintrag vom Theologie Studenten Richard Kaiser und seinen beiden Studienkollegen: „Nach Abschluss der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung schloss sich ein heiterer Abend an. Wesentliche Anteile daran hatten die drei Studierenden, Richard Kaiser und zwei auswärtige Gäste, Johann Leibel und Cäsar Leutsch aus Mingolsheim." Weiter vermerken die Protokollanten des Gesangvereins jeweils, dass der Chor Richard Kaiser zu seiner Primiz am 26. Juni 1887 nach einem feierlichen Fackelzug zum Elternhaus des Primizianten ein Ständchen darbrachte, und dass der Chor am 1. September 1930 an der Beisetzung des Hochwürdigen Pfarrers in Höpfingen das Lied „Über den Sternen" vortrug.

Die Verwandtschaft des Geistlichen war und ist noch bis heute eng mit der Geschichte des Gesangvereins verbunden: So trat der Bruder des Pfarrers Richard Kaiser, Karl Josef Kaiser, am 18. Dezember 1898 in den Verein als aktiver Sänger ein und amtierte von 1912 bis 1923 als Vorsitzender des Gesangvereins. Später dirigierte sein Neffe, Adolf Kaiser, und danach sein Großneffe Karl Kaiser den Männergesangverein mit nachhaltig positivem Erfolg.

Übrigens weist die Geburt von Richard Kaiser eine weitere „nahe" Verbindung zum dorfältesten Verein, dem Männergesangverein, auf. Er wurde einen Monat (am 16. September 1861) vor der Gründung dieses Kultur tragenden Vereins (17. Oktober 1861) geboren.

Eine angemessene Würdigung erfuhren die Verdienste des Höpfinger Pfarrers und Heimatforschers viele Jahre nach seinem Tod, als der Gemeinderat im Jahre 1970 auf Vorschlag von Bürgermeister Karl Schell dem Heimatforscher zu Ehren eine große Straße im Neubaugebiet östlich des Leutschenberges auf seinen Namen „taufte“.