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Flieger Erwin Jäke
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Flieger Erwin Jäke

Auszug aus dem Infoheft 2012
S. 79-87


Erwin Jäke am 5. April 1942 



Der Jagdflieger Erwin Jäke

Im Januar 2012 erreichte den Vorsitzenden des Heimatvereins ein Brief aus Berlin. Der Schwager des ehemaligen Jagdflieger Erwin Jäke, der in den letzten Kriegstagen in unserer Gegend bei einem Luftkampf den Tod fand, schrieb Folgendes:



„Sehr geehrter Herr Hauck!

Wie Sie wissen, ist mein Schwager, der ehemalige Jagdflieger Erwin Jäke, auf dem Friedhof in Höpfingen beerdigt worden. Die Familie Gerig hat dieses Grab bis zu der Umbettung jahrelang liebevoll gepflegt. Dafür sind wir außerordentlich dankbar.
Ich möchte Sie nun bitte, über den Bruder meiner Frau noch einmal in Ihrem Heimatkalender zu berichten. Die Menschen hier in der ehemaligen DDR hängen teilweise immer noch diesem System an und scheinen vergessen zu haben, wie gnadenlos es mit den Menschen umgegangen ist. In meinem Buch, das ich Ihnen mit gleicher Post zusende, habe ich versucht, den Alltag in der DDR zu beschreiben. Es enthält auch einen Artikel über meine Schwiegereltern, die damals vergeblich versucht hatten, das Grab Ihres einzigen Sohnes zu besuchen.
Wichtig war mir zu beschreiben, wie freundlich die Einladung aus Höpfingen war und wie niederschmetternd die Absage der DDR-Behörden auf den Reiseantrag war. Deshalb sollte der Einladungsbrief des damaligen Höpfinger Bürgermeisters unbedingt Teil des Beitrags werden. Natürlich hätten wir es auch gern, wenn die Familie Gerig, die später mehrmals in Höpfingen Gastgeber bei unseren Besuchen war, lobend erwähnt wird. Ich füge diesem Brief 2 Bilder bei, die Sie evtl. in Ihrem Heimatkalender abdrucken können.

Mit freundlichem Gruß
Rudi Vogt“



Gerne kommen wir dieser Bitte von Herrn Rudi Vogt nach.



Tod in den letzten Tagen des Krieges

Am Sonntag, den 25. März 1945, wird der erst 22-jährige in Küstrin geborene Flugzeugführer Erwin Jäke bei einem Luftkampf über Amorbach abgeschossen. Dabei stürzt er mit seinem Flugzeug tödlich ab. Gestartet soll er vom Flugplatz Dornberg aus und, wie das Totenbuch der Pfarrei Höpfingen berichtet, soll dies auch erst sein zweiter Feindflug gewesen sein. Laut einem Schreiben der Gemeindeverwaltung Höpfingen aus dem Jahre 1947 soll er kurz zuvor mit seiner Staffel auf dem Flugplatz Dornberg untergebracht worden sein. Die genaue Bezeichnung der Einheit ist leider unbekannt. Augenzeugen berichten jedoch immer wieder von Flugzeugen, die in den letzten Wochen vor Kriegsende auf dem Flugplatz Dornberg starteten und beim Überflug über Höpfingen mit den Flügeln „wackelten“. Aber auch von anderen deutschen Kampffliegern wurde der Flugplatz Dornberg immer mal wieder als Notlandeplatz verwendet, wie wir von Augenzeugenberichten wissen.

Von seinen Kameraden wurden die sterblichen Überreste von Erwin Jäke nach Höpfingen gebracht und am Tag danach auf dem Friedhof unter militärischen Ehren durch Pfarrer Schliermann beerdigt. Bis 2005 blieb sein Grab auf dem hiesigen Friedhof erhalten. Der Gedenkstein wurde darauf hin an der Friedenskapelle und dem Erinnerungsstein auf dem Schlempertshof wieder aufgestellt.





Jagdflieger Erwin Jäke, 28.01.1923 – 25.03.1945, der in den letzten Kriegstagen bei einem Feindflug über Amorbach abgeschossen und dann in Höpfingen auf dem Friedhof mit militärischen Ehren begraben wurde.


Nach dem Krieg wurde das Grab über viele Jahre hinweg unentgeltlich von Frau Gerig und später von der Familie ihres Sohnes Otto Gerig gepflegt. Über diese Verbundenheit der Familien Gerig mit der Familie Jäke/Vogt über die Grenzen des geteilten Deutschlands hinweg berichtet Rudi Vogt in seinem Buch „Wider das Vergessen – Der Alltag in der ehemaligen DDR“. Zudem berichtet er über den erfolglosen Versuch seiner Schwiegereltern das Grab ihres Sohnes im Westen zu besuchen.
Bereits an diesem kleinen Beispiel zeigt es sich, wie unmenschlich das System in der DDR war. Gleichzeitig kann ich die Lektüre des Buches allen Nostalgiekern des DDR-Regimes nur wärmstens empfehlen. Es dürfte sie hoffentlich aus ihren Träumen erwachen lassen. Es zeigt sich einmal mehr, wie glücklich es zu bezeichnen ist, dass unsere engere Heimat nach dem Krieg direkt in die demokratische Freiheit entlassen wurde.

Um einen tieferen Eindruck von diesem Buch zu erhalten, habe ich nicht nur das Vorwort, sondern auch zusätzliche Teile des betreffenden Kapitels „Die Passierscheine“ hier veröffentlicht. Herrn Rudi Vogt darf ich für seine Erlaubnis herzlichst danken.





Vorder- und Rückseite des Buches von Rudi Vogt „Wider das Vergessen – Der Alltag in der ehemaligen DDR“, aus dem Jahre 2004



Auszug aus dem Buch "Wider das Vergessen"

Vorwort

Der Autor dieses Buches ist anerkannt als Verfolgter im Sinne des II. SED-Unrecht-Bereinigungsgesetzes. Was er hier beschreibt, hat er selbst erlebt. Mit zahlreichen Dokumenten aus der Zeit der DDR kann er seinen Werdegang belegen. „Wider das Vergessen" soll alle die aufrütteln und erinnern, die heute klagen und sich nur noch an das Gute in der ehemaligen DDR erinnern. Der Autor möchte natürlich auch gern die Polikliniken wieder beleben, jedem seinen Arbeitsplatz sichern, Kindergartenplätze für jedes Kind bereitstellen und die Kriminalität auf den alten Stand senken. Aber darüber ist schon genug gejammert und geschrieben worden. Alles Gute ist eben nie beisammen. Ein Gut aber steht über allem, das ist die Freiheit. Jedes Tier, das noch so satt ist, verlässt seinen Käfig, überwindet den Zaun, wenn ihm das Tor in die Freiheit geöffnet wird. Auch wir Menschen sollten unsere Freiheit über alles lieben. Hüten wir sie und benutzen sie so, dass es für die anderen keine Unfreiheit gibt, und sicher werden wir dann auch einmal alle Menschen dieser Welt satt bekommen.




Die Passierscheine

Am 13. August 1961 erwachten wir früh in Westberlin bei unseren Freunden und hörten die schreckliche Nachricht vom Mauerbau. Noch bei der Anreise am Tag zuvor hatte ich zu meiner Frau in der S-Bahn gesagt: „Schau dir an, wie viele Menschen hier hin und herreisen. Niemals kann man diese Stadt trennen." Gerüchte über den Mauerbau hatte es ja schon tagelang vorher gegeben. Was sollten wir nun tun? Hier bleiben bei unseren Freunden, die uns auch noch gut zuredeten? Das ging nicht, hatten wir die Fahrt doch nur mit unserem Sohn unternommen und die Tochter daheim in Küstrin-Kietz bei den Großeltern gelassen.
So traten wir also die Heimreise an mit mehr als unguten Gefühlen. Im Radio hatten die DDR-Behörden den Bahnhof Friedrichstraße als geöffnet für Rückverkehr angegeben. Tausende von Menschen - was meine Aussage vom Vortag eigentlich bekräftigte - drängten durch die Absperrung. Wir waren gut bepackt, u. a. hatten uns unsere Freunde einen Tretroller für die Kinder mitgegeben. Aber wir wurden kaum kontrolliert, der Andrang war einfach zu groß, die Unruhe bei den Menschen explosiv. Man war wohl auch froh über jeden Rückkehrer.
Jahrelang waren wir nun von unseren Freunden und Verwandten im Westen getrennt. Ich protestierte dann noch auf der Kreislehrerkonferenz in Seelow wenige Tage danach vor 300 Lehrern und Funktionären gegen den Mauerbau und bezeichnete ihn als inhuman und schädlich für den Aufbau des Sozialismus in der DDR. Aber mein Redebeitrag stieß auf eisige Ablehnung. Ich spürte die „Faust der Arbeiterklasse" unter meiner Nase, kein Kollege wollte mehr etwas mit mir zu tun haben. Tagelang danach hatte ich Angst, abgeholt zu werden. Mein Diskussionsbeitrag erwies sich später als Hauptgrund für meine fristlose Entlassung aus dem Schuldienst. Es folgten harte Jahre mit Drangsalierungen, auf die ich später noch eingehen werde.
Nun war es erst einmal aus mit den Besuchen im Westen bei meinen Geschwistern und unseren Freunden. Und auch der Westbesuch blieb jahrelang aus. Unsere Verbindungen blieben auf den Briefverkehr beschränkt. Wie ich später aus meinen STASI-Unterlagen ersehen konnte, wurden fast alle Briefe geöffnet, kontrolliert und erst dann zugestellt. Es gab kein Briefgeheimnis in der DDR, und die Verfassung wurde nicht nur in dieser Beziehung missachtet.
Es folgte die neue Ost-Politik der Brandt-Ära, die uns die Passierscheinregelungen brachte. Die DDR war auf jede Westmark angewiesen und musste notgedrungen nachgeben. Aber es herrschte pure Willkür bei der Ausgabe. Es hing immer von der politischen Wetterlage ab, ob der betroffene Personenkreis erweitert oder eingeengt wurde. So konnten wir, meine Frau und ich, problemlos zur Silberhochzeit meiner ältesten Schwester nach Bad Neuenaler reisen. Und wir wagten es, alle unsere Geschwister aufzusuchen. Sogar in Hamburg waren wir. Ich erinnere mich genau: Wir standen an den Landungsbrücken, hatten aber keine Westmark mehr für die Hafenrundfahrt. Ich bat den Mann an der Reling um eine kostenlose Mitnahme. Das war für mich eine peinliche Angelegenheit. Aber der Seemann hatte ein Herz für uns: „Für euch aus dem Osten haben wir Plätze frei, immer hereinspaziert." Die Fahrt nach Hannover bezahlte uns mein Bruder. Dort mussten wir in den Interzonenzug steigen, damit unser Umherreisen daheim nicht auffallen sollte.

25 Jahre später war die Goldene Hochzeit meiner Schwester angesagt. Wir hatten in der Zwischenzeit oft von der Passierscheinregelung Gebrauch gemacht. Fünf ältere Geschwister hatte ich in der Bundesrepublik zu wohnen. Alle waren aus unserer Heimatstadt Küstrin vertrieben worden. Nur ich war nach meiner Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft zu meinem Vater nach Küstrin-Kietz auf der westlichen Seite der Oder zurückgekehrt. Diese Geschwister hatten nun fast jedes Jahr einen runden Geburtstag, zu dem es die Passierscheine gab.
Für die Goldene Hochzeit hatten wir uns als Geschenk von einem befreundeten Tischler einen wunderschönen, zerlegbaren Blumenständer drechseln lassen. Bei der Bahn hatten wir uns nach der Fahrt und dem Fahrpreis erkundigt. Wir waren beide schon Rentner und brauchten also auch keinen Urlaub einzureichen. Guter Dinge betraten wir also das Kreisamt in Seelow. Ich bekam anstandslos meinen Passierschein, meine Frau aber kam mit Tränen in den Augen heraus. Wir konnten es nicht fassen, ihr Antrag war abgelehnt worden. Irgendwo war etwas im Westen schief gelaufen, was den Genossen im Politbüro nicht genehm war. Dann bekam es die Bevölkerung zu spüren. Der Personenkreis, der Passierscheine bekam, war also wieder einmal eingeengt worden.

Da rastete ich aus, ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle und stürmte unerlaubt in das Antragszimmer. Wütend protestierte ich mit gefährlichen Redewendungen gegen die Ablehnung. Ein Engel muss mich damals behütet haben. Denn normalerweise reagierte die Staatsmacht in solchen Fällen immer mit rigorosen Maßnahmen. Im Zimmer aber saß wohl eine Volkspolizistin, die von den Tränen meiner Frau gerührt worden war. Sie schloss erst mal schnell alle Türen, 1egte den Finger auf ihren Mund und zeigte durch ihre Mimik ihr Bedauern an. Ich kam heil heraus, aber wir waren beide schockiert, unsere Stimmung tief im Keller; Das Geschenk versandten wir auf dem Postweg. Wenige Wochen später hatte sich die politische Wetterlage wieder beruhigt und wir hätten beide fahren können. Eine verrückte Welt war das damals, nicht wahr?



Ich habe schon angedeutet, dass die Passierscheinregelungen willkürlich ausgelegt wurden. Ablehnungen verursachten manchmal großes Leid. Durch die Mauer waren ja Geschwister voneinander getrennt worden, Eltern von ihren Kindern, Freunde und Liebende. Nach Jahren der Trennung gab es dann den Hoffnungsschimmer auf ein Wiedersehen.

Einen besonders krassen Fall gab es in unserer Familie. Der Bruder meiner Frau war als einziger Sohn noch im März 1945 kurz vor Kriegsende gefallen. Die Nazis hatten damals nur noch wenige Jagdflugzeuge zur Verfügung und diese waren beiihrem Einsatz gegen die mächtige Feuerkraft der Fliegenden Festungen, die in großen geschlossenen Bomberpulks ihre Angriffe auf die deutschen Städte flogen, hoffnungslos unterlegen. Jeder Start glich einem Todeskommando. So wurde auch mein Schwager, der Jagdflieger Erwin Jäke, sinnlos geopfert. Seine Kameraden begruben ihn in Höpfingen, dem Standort seines Geschwaders.

Er war ein Mensch wie du und ich; jung, ein hübscher Kerl, voller Tatendrang und immer guter Laune. Als er starb, waren seine Eltern auf der Flucht. Der Krieg hatte sie aus der Heimat vertrieben. Als sie 1945 nach der Kapitulation nach Küstrin zurückkehrten, war ihr Haus wie die ganze Stadt ein Trümmerhaufen. Die offizielle Nachricht vom Tode ihres einzigen Sohnes hatte sie nicht mehr erreicht. So waren sie voller Hoffnung, dass der Sohn noch lebte. Aber es kam kein Lebenszeichen. Ein Kamerad ihres Sohnes, der die Heimatadresse in seinen Unterlagen gefunden hatte, schilderte Monate später dessen Absturz und tragisches Ende und drückte den Eltern sein tiefes Mitleid aus. Eine Welt brach für sie und die kleine Schwester zusammen. Aber es blieb ein Funke Hoffnung, dass der Kamerad sich geirrt habe. Gewissheit über das traurige Ende ihres Sohnes brachte dann die Antwort auf eine Anfrage beim Bürgermeister in Höpfingen.

Dort hatte eine Familie die Pflege des Grabes übernommen. Sie schickte Bilder vom Grab mit dem Gedenkstein. Es kam nun ein enger brieflicher Kontakt mit dieser Familie zustande. Die Gewissheit, dass das Grab ihres Sohnes und Bruders liebevoll gepflegt wurde, brachte großen Trost für die Angehörigen.



Gisela und Rudi Vogt, links im Bild, bei der Familie Otto Gerig zu Besuch in Höpfingen in den neunziger Jahren.



Schließlich entstand der Wunsch der Eltern, das Grab des Sohnes zu besuchen und selbst einmal mit Blumen zu schmücken. Die Familie in Höpfingen lud die Eltern in ihr Haus ein und besorgte eine amtliche überaus freundlich abgefasste Einladung des damaligen Höpfinger Bürgermeisters.

Voller Hoffnung baten die alten Leute nun die DDR-Behörden um eine Besuchserlaubnis. Aber für die Kommunisten in der DDR war das Wort „Pietät" ein Fremdwort. Deutsche Soldaten waren ja alle Kriegsverbrecher gewesen und nicht des Gedenkens wert. Ohne Begründung wurde das Ersuchen abgelehnt. Als die Eltern dieses Schreiben in den Händen hielten, brach für sie eine Welt zusammen. Sie brachen in Tränen aus; der Sohn war noch einmal für sie gestorben.

Als schließlich solche Besuche von den Kommunisten erlaubt wurden, war es zu spät geworden, die Eltern waren voll Kummer gestorben. Die Wende machte es dann möglich, dass wir, Schwester und Schwager das Grab besuchen und uns für die liebevolle Pflege durch die Höpfinger Familie bei ihnen bedanken konnten.

Wer nun glaubt, dass Passierscheine am grünen Tisch in Seelow ausgestellt wurden, der irrt sich. Jeder Genehmigung ging eine gewisse Prozedur voraus. Es musste untersucht werden und gewährleistet sein, dass die antragsstellende Person die Reise in den Westen nicht zur Republikflucht benutzen würde. Während der Bearbeitungszeit kam dann in der Regel der ABV (Abschnittsbevollmächtigter der Volkspolizei) mal kurz vorbei.



Das Schreiben aus Höpfingen von Bgm. Karl Schell. 



Er hatte irgendetwas Nebensächliches zu überbringen, zu bestellen oder zu erfragen, zeigte aber großes Interesse für unseren Garten, ließ sich auch ins Haus bitten und hatte viel Zeit für ausführliche Gespräche.

Dann tauchte auch plötzlich ein Kollege auf, der sich sonst nie sehen ließ. Der hatte Probleme mit Schülern und Eltern und wollte unsere Meinung darüber hören. Ganz unerwartet wurden wir von der überall bekannten und gut beleumdeten Fisch-Lotte aus Kuhbrücke besucht. Sie brachte uns frische Fische vorbei, wir sollten aber mit keinem darüber reden, weil das ja nicht erlaubt war. Selber wollte sie viel mit uns reden, über das Wetter natürlich, über Gott und die Welt und wie schlecht doch alles geworden wäre. Nicht vergessen wollen wir die Bekannte, die guten Spargel über hatte, den wir ihr immer gern abnahmen. Dass ein ganz anderer Grund sie zu uns geführt hatte, wer konnte das damals schon wissen.

Was sie dann alle an Wahrheiten, Halbwahrheiten, dummem Zeug und Gemeinheiten an ihre STASI-Zentrale berichteten, kann man den STASI-Unterlagen entnehmen. Und diese Brüder bei der STASI konnten gar nicht genug davon bekommen und erteilten immer neue Aufträge. In unserem Falle war das alles unnötig, hatten wir doch nie die Absicht, eine Reisegenehmigung zur Republikflucht zu benutzen.



Das Grab von Erwin Jäke in Höpfingen vor 2005. Der Grabstein befindet sich heute als Gedenkstein auf dem Schlempertshof.







Auszug aus dem Infoheft 2013
S. 86-87


Informationen zur Einheit des Jagdfliegers E. Jäke

Im letzten Infoheft wurde über das Schicksal des Jagdfliegers Erwin Jäke berichtet (Infoheft 2012, S. 79-87). Über die Einheit, der Erwin Jäke angehörte war in den bisherigen Quellen nichts zu finden, bis nun Herr Wolfgang Hesse aus Zorneding bei München sich die Fotografie der Grabstelle mit dem Grabkreuz (abgebildet im Infoheft 2012, S. 80) etwas näher angeschaut hat und Folgendes entziffern konnte, obwohl die Fotografie nicht besonders scharf ist:



Erwin Jäke
Uffz. d. Luftw.
3./N.A.G. 13 Einf. (bzw. Eins.)
* 28.1.23 Küstrin
gef. 25.3.45



Vollständig heißt der Text:

Erwin Jäke
Unteroffizier der Luftwaffe
3. /Nahaufklärungsgeschwader 13 Einsatz (?)
geboren am 28.01.1923 in Küstrin
gefallen am 25.03.1945
Das Grabkreuz von Erwin Jäke  


Herrn Hesse fiel bei der Betrachtung Folgendes auf

1. Erwin Jäke wurde offensichtlich mit allen militärischen Ehren in Höpfingen beigesetzt (Siehe Grabkreuz für Gefallene der Wehrmacht mit Eisernem Kreuz). Diese Praxis dürfte in den letzten Kriegsmonaten nur noch selten vorgekommen sein!

2. Auf dem Schild mit den Angaben zum Gefallenen wurde in aller Regel die Einheit vermerkt! Dies ist auch hier der Fall, und zwar ist in der Zeile unter der Dienstgradbezeichnung die Einheit mit 3./NAG 13 zu lesen! 3./NAG bedeutet "3. Staffel der Nahaufklärungsguppe 13". Diese waren ab 1943/44 meist ausschließlich mit Jagdaufklärern des Typs Messerschmitt Bf 109 G-6, G-8 oder G-10 ausgerüstet.

3. Nun habe ich in meinen Unterlagen tatsächlich Hinweise auf die Anwesenheit der "NAG 13" im Raum Nordwürttemberg/Baden gefunden, und zwar gab die NAG 13 am 26.03.1945 eine Anwesenheitsmeldung aus Gochsen/Württemberg ab! Gochsen ist heute ein Orsteil von Hardthausen am Kocher, ca. 10 km nörd-östlich von Neckarsulm gelegen. Es ist sehr zu vermuten, dass von dort "bewaffnete Nahaufklärung" gegen die heranrückende US-Armee zu fliegen war, die sich von Westen her durch den Odenwald dem Taubertal und Würzburg näherte. Mir ging sofort durch den Kopf, dass die normalerweise drei Staffeln einer NAG auf verschiedenen kleineren Plätzen in der Umgebung stationiert (disloziert) wurden, und dass sich darunter auch Dornberg befand! Diese Vermutung würde auch die Schilderung Höpfinger Augenzeugen bestätigen, wonach im März/April 1945 reger Flugbetrieb einmotoriger Jagdmaschinen in Dornberg herrschte!

Zur Klärung dieser Fragen holte sich Herr Hesse Rat bei einem weiteren Fachmann, Herrn Axel Urbanke (www.luftfahrtverlag-start.de). So kamen weitere Hinweise und Vermutungen auf:

4. Herr Heese vermutet, dass sich Erwin Jäke mit einem Bf 109 G-8 oder G10/R2 Jagdaufklärer bei Amorbach auf einem Aufklärungsflug befand, und von der 2cm-Falk der US-Truppen erfasst wurde. Aber auch das Zusammentreffen mit patroullierenden Mustangs oder Thunderbolts ist nicht auszuschließen.

5. Der Begriff "Einsatz" ist wohl die wahrscheinlichste Deutung für die Abkürzung "Eins." hinter 3./N.A.G. 13. Welche Erklärung gäbe es dafür?
Es könnte sein, dass Erwin Jäke zuvor von der 3. Staffel (die nach Auskunft von Herrn Urbanke in Köln/Wahnim März 45 schon aufgelöst war) zur 1. Staffel in Oedheim und Gochsen versetzt worden ist. Die Kameraden haben dann auf dem Grabschild die frühere Einheit von Erwin Jäke angeschrieben, denn in Oedheim und Gochsen lagen nach den Unterlagen von Herrn Urbanke im März 1945 nur der Stab und die 1. Staffel der NAG 13 - vermutlich waren dort aber alle Teile der ehemaligen drei Staffeln zusammengezogen worden.

6. In einem Buch des Motorbuchverlages von 1977 über die Luftwaffenverbände ist vor allem der Hinweis auf Gochsen (Württ.) im März 1945 enthalten. Nur Herr Urbanke hat bis jetzt die Bestätigung, dass die 1./NAG 13 auf dem in der Nähe liegenden Einsatzplatz (Feldflugplatz) Oedheim am Kocher stationiert war. Die Vermutung liegt sehr nahe, dass es sich um das heutige Segelfluggelände Degmann handelt. 1945 hatte das Gelände sogar einen Eisenbahnanschluss direkt neben der Landebahn, abbiegend von der Nebenbahn Bad Friedrichshall - Kochersteinsfeld.

7. Zu guter Letzt sei noch darauf hingewiesen, dass exakt im Bildhintergrund (am Horizont) des Grabbildes sich das Flugfeld vom Platz Dornberg zu sehen ist.

Somit ist wiederum ein kleiner Mosaikstein im Zusammenhang mit der Geschichte des ehemaligen Militärflugplatzes Dornberg gefunden worden!




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