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Der Getreideanbau und seine Bedeutung

Da Brot und Getreidebreie über viele Jahrhunderte die wichtigsten Grundnahrungsmittel der Menschen bildete, war auch der Getreideanbau meist die Grundlage der bäuerlichen Existenz und bestimmt noch heute das "typische Bild" des Bauern.
Mit Pflug und Egge wurde der Boden zur Aufnahme des Saatguts vorbereitet. Jahrhundertelang erfolgte der Auswurf der Saatkörner von Hand, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann Maschinen entwickelt, welche eine gleichmäßige, optimale Reihensaat ermöglichten.
Auch die Ernte des Getreides im Spätsommer war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts mühevolle Handarbeit. Mit der Sense wurde das Getreide meist von den Männern geschnitten, während die Frauen die Halme mit Stricken zu Garben bündelten und zum Trocknen aufstellten.

Mähmaschinen, Selbstableger und Bindemäher übernahmen allmählich diese Arbeiten.

Später wurde das Getreide in die Scheune gefahren und dort bis zum Dreschen im Herbst oder Winter gelagert.

Solange noch mit Dreschflegeln von Hand gedroschen wurde, konnte dies einige Tage oder auch Wochen dauern, Dreschmaschinen erleichterten und verkürzten diese anstrengende Arbeit dann ganz erheblich. Moderne Mähdrescher führen das Mähen und Dreschen nun sogar in einem Arbeitsgang aus.
Die ausgedroschenen Körner wurden von der Spreu gereinigt und in den Kornschütten auf dem Dachboden des Wohnhauses gelagert.



Die Ährenbündel werden aufgestellt Bei der Pause


Getreideanbau im Jahr 1916

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Vom Korn zum Brot

Da sich die Getreidekörner besser lagern ließen als Mehl, wurde immer nur portionsweise gemahlen. In Höpfingen gab es keine Mühle. Der Müller der Steinemühle aus Hardheim kam deshalb wöchentlich mit seinem Fuhrwerk nach Höpfingen und holte die Getreidesäcke ab. Eine Woche später brachte er das Mehl. Um Verwechselungen zu vermeiden, ließen die Bauern ihre Getreidesäcke beschriften.
Gelagert wurde das Mehl dann in einer Mehlkiste auf dem Dachboden.
Der größte Teil des Mehls wurde zu Brot verbacken, meist im hauseigenen Backofen. Dazu wurde ein Sauerteig mit einer geringen Menge Mehl in einem Backtrog angesetzt und säuerte über Nacht durch. Am nächsten Tag - dem Backtag - wurde dann der ganze Teig im Backtrog durchgeknetet und ging anschließend in der warmen Küche auf. In der Zwischenzeit wurde der Ofen mit Reisig und Holz angeheizt. Nachdem der Teig aufgegangen war, wurde er nochmals durchgeknetet, dann in Portionen zerteilt und in bemehlten Brotkörbchen abermals zum Aufgehen hingestellt. Wenn der Ofen die gewünschte Temperatur hatte, wurden Asche und Holzstücke ausgeräumt und die Brote mit dem Brotschieber eingeschossen.
Das fertige Brot wurde auf der Brothenke im Keller mausesicher aufbewahrt. Durch die Feuchtigkeit, die im Keller herrschte, wurde das Brot nicht so schnell hart. Erst nach ca. zwei Wochen wurde wieder neu gebacken.
Da der Ofen nach dem Brotbacken immer noch sehr heiß war, konnte anschließend noch Kuchen gebacken werden. Je nach Jahreszeit wurde "Hefeblootz" mit Zwetschgen, Äpfeln, Quark oder Streuseln gebacken, aber auch Hefezöpfe und Weihnachtsgebäck.
Nach dem Zweiten Weltkrieg benutzten immer weniger Leute ihren eigenen Backofen. Die Brote wurden in Körbchen, die Kuchen auf Blechen zum Bäcker gebracht und dort ausgebacken oder einfach beim Bäcker gekauft.



Im Dachgeschoss In der Bäckerei Seufert, um 1910


Pflanzenschutz

Um höhere Erträge erzielen zu können, war der Bauer immer darauf bedacht, die Lebensbedingungen seiner Nutzpflanzen zu optimieren. Hierzu zählten schon im Mittelalter die Fruchtfolge und einfache mechanische Verfahren wie das Eggen und Hacken zur Vernichtung konkurrierender Wildpflanzen.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts - und verstärkt seit dem II. Weltkrieg - setzte sich immer mehr der Einsatz von Chemikalien durch, nachdem man seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Pilze und Bakterien als Ursache von Krankheiten erkannt hatte. Schon das Saatgut wurde nun mit allerlei Mitteln wie Urin, Schwefel oder Salpeter gegen Rostpilze gebeizt. Am erfolgreichsten setzten sich Kupfervitriol, Formaldehyd und Quecksilberchlorid durch. Mit den teilweise hochgiftigen Substanzen wurde dabei relativ bedenkenlos umgegangen. Nachdem man das Saatgut zunächst von Hand mit den Chemikalien vermengt hatte, kamen bald spezielle Beizapparate auf den Markt.
Gegen Kornblumen, Klatschmohn, Disteln und alle anderen im Getreidefeld unerwünschten Pflanzen wurden selektive Herbizide entwickelt, welche als Brühe schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit tragbaren oder auch fahrbaren Spritzgeräten verteilt wurden.
Den auf den Äckern lebenden Mäusen konnte man mit Hilfe eines "Giftstocks" das Mäusegift in die Löcher legen. Auch Spatzen galten als Schädlinge und wurden gejagt. Für jeden abgelieferten Vogel zahlte die Regierung eine Prämie von 3 Pfennigen.
Doch auch nach der Ernte war das wertvolle Getreide hier auf dem Dachboden noch nicht in Sicherheit: ausgeklügelte, oft selbstgebaute Mausefallen unterstützten die Katzen im Kampf gegen die Nagetiere.



Ungezieferbekämpfung (Mausefallen) und Pflanzenschutz (Beiztrommel) Waagen und Gewichte


Maße und Gewichte

Früher gab es eine Vielzahl regional unterschiedlicher Maßeinheiten. Getreidemengen wurden zumeist mit Hohlmaßen wie Scheffel oder Malter bestimmt. Erst im 19. Jahrhundert wurden die noch heute gebräuchlichen Maße und Gewichte im ganzen Reich vereinheitlicht.
Nun wurde es wichtig, das Getreide auch abzuwiegen, wozu unterschiedliche Waagentypen dienen konnten. Wir finden in dieser Sammlung sowohl einfache Balkenwaagen, als auch kompliziertere Laufgewichts- und Dezimalwaagen, sowie verschiedene Gewichtssätze von 10 g bis zu 10 kg. Die zum Messen und Wiegen im gewerblichen Bereich benutzten Maße, Waagen und Gewichte mussten alle 2 bzw. 3 Jahre zur Nacheichung bei den Staatseichmeistern vorgelegt werden, welche dann jeweils für einige Tage in den Rathäusern der größeren Gemeinden anzutreffen waren. Die Gerätschaften wurden justiert und bekamen neue Eichstempel, welche von der Polizei überprüft werden konnten.