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| Hausgeschichte |
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Der Erbauer des Königheimer Höfleins
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Heute fast versteckt im "Hinterhof" gelegen, wurde dieses Haus vor über 300 Jahren vom Schultheiß und reichsten Bürger Höpfingens errichtet. Damals war es vermutlich das prächtigste Haus des Ortes. Johann Beucher wurde 1642 als Sohn begüterter Eltern in Glashofen geboren. 1670 erwarb er umfangreiche Ländereien und Hofstellen in Höpfingen.
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Um als vollwertiges Mitglied in die Gemeinde aufgenommen zu werden, musste er in einem "Geburtsbrief" seine Herkunft aus "einem rechten Reinen Ehebetth" nachweisen. Auch wurde ihm bescheinigt, dass man ihm nach frommer, christlicher Erziehung "nicht alß alle Tugent und Redlichkeit nachzusagen wisse."
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Keine drei Jahre später, 1673, wurde der Neubürger vom Landesherrn - dem Fürstbischof in Würzburg - zum Schultheiß von Höpfingen ernannt. Neben der Landwirtschaft war er nun auch als Verwaltungsbeamter und Richter tätig.
1678 besaß Johann Beucher ein Vermögen im Steuerwert von 1177 Gulden, das mit Abstand größte im ganzen Ort. Er besaß die 2 wertvollsten Pferde, 3 Kühe, 1 Kalb und sechs Schweine. Ein durchschnittlicher Bauer besaß höchstens halb so viel und arbeitete mit Ochsen. Fast 20 Jahre jedoch lebte Johann Beucher in einem ausdrücklich als "schlecht" bezeichneten Haus, bis er sich 1686 das repräsentative Königheimer Höflein bauen ließ. Damals war im Erdgeschoss neben dem großen Gewölbekeller der Stall untergebracht. Über eine barocke Freitreppe gelangte man in den Wohnbereich im ersten Stock.
Johann Beucher war dreimal verheiratet und hatte 16 Kinder. Er starb 1705 im Alter von 63 Jahren. Nach dem Tod seiner dritten Frau im Jahre 1717 traten seine Kinder das Erbe an. Sie teilten Haus und Hof 1723 in zwei Teile. Bis heute hat Johann Beucher allein hier in Höpfingen über 5000 namentlich bekannte Nachfahren. Er darf damit als einer der Urväter aller Höpfinger gelten.
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Entwicklung der Hofreite
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Bewohnergeschichte im 20. Jahrhundert
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Vor dem ersten Weltkrieg lebte Josef Anton Böhrer mit seiner Frau Amalie und ihren vier Kindern Dionys, Anna, Maria und Ludwig in dieser Haushälfte. Josef Anton Böhrer arbeitete hauptberuflich als Maurer, die kleine Landwirtschaft wurde von seiner Frau betrieben.
1914 strengte Josef Anton Böhrer eine Sühneklage vor dem Bürgermeister an, weil er von einem Landwirt als "Sozi" beschimpft worden war.
Sowohl der Vater als auch der älteste Sohn starben während des Krieges. Nachdem auch die Mutter 1921 im Alter von 56 Jahren verstorben war, lebten die drei Geschwister allein im "Königheimer Höflein".
Die älteste Schwester Anna heiratete 1924 den Steinhauer Egid Ludwig Hauck, welcher dann mit in das Haus zog. Für die Landwirtschaft hatten sie neben Kühen und Schweinen auch 2 Pferde. Als ihr Bruder Ludwig Albert 1938 - im Alter von 33 Jahren - heiratete, zog die Familie Hauck mit ihren sechs Kindern auf den Hof der Schwiegereltern.
Ludwig Albert Böhrer wurde während des II. Weltkriegs zunächst als vermisst gemeldet und später für tot erklärt. Da die Ehe kinderlos geblieben war, lebte seine Frau Maria Veronika Böhrer nun allein im Haus. Während des Krieges wurden Flüchtlinge aus den zerbombten Städten einquartiert, danach Vertriebene aus den Ostgebieten. Einige Zimmer wurden auch später vermietet. Maria Veronika Böhrer führte weiter eine kleine Landwirtschaft, wobei ihr während des Krieges ein französischer Gefangener und später Verwandte halfen. Sie hielt einige Kühe und Schweine im Stall und hatte auch ein paar Hühner. Außerdem baute sie Getreide sowie natürlich Kartoffeln und Gemüse für den Eigenbedarf an. Später erhielt sie eine kleine Witwenrente.
Nach ihrem Tod im Jahre 1991 und dem des letzten Untermieters - ihres Neffen Dionys Hauck - noch im selben Jahr, erwarb die Gemeinde Höpfingen das geschichtsträchtige Anwesen, restaurierte es, baute es um und richtete darin zusammen mit dem Heimatverein das Heimatmuseum ein.
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Erbsitten
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In Höpfingen wurde die Realteilung angewandt, welche auch am Königheimer Höflein gut zu belegen und erkennen ist. Hof und Besitz werden hierbei an alle Kinder vererbt. Bei der oft hohen Kinderzahl führte dies zu einer immer größeren Zersplitterung des Besitzes. Während sich die Ländereien des Königheimer Höfleins 1442 noch ungeteilt in der Hand des Heinz Lutz befanden, gab es 1567 schon sechs Eigentümer. Dies führte in den Realteilungsgebieten zu einer Aufteilung der großen Höfe und einem Anwachsen der mittel- und unterbäuerlichen Schichten, welche sich immer schlechter von der Landwirtschaft allein ernähren konnten.
Die Erbteilung des Königheimer Höfleins von 1723 lässt sich noch heute deutlich am geteilten Haus, dem Keller mit den zwei Eingängen und dem geteilten Vorgarten erkennen. Doch auch an anderen Häusern Höpfingens haben die Auswirkungen der Realteilung ihre Spuren hinterlassen.
Um den Hof als ungeteilte Wirtschaftseinheit zu erhalten, gab es in einigen Gegenden andere Erbregelungen. Nach dem sogenannten Anerbenrecht erhielt nur eines der Kinder den Hof. Um Streitigkeiten zu vermeiden war die Erbfolge klar geregelt. Meist erhielt der älteste Sohn den Hof, in einigen Gebieten auch der jüngste. Die anderen Geschwister erhielten eine Abfindung. Erst 1963 wurde in Deutschland der Vorrang der Söhne vor den Töchtern als verfassungswidrig abgeschafft.
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Impressionen vor dem Umbau
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Vor dem Museumsumbau
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Da dieses Gebäude noch bis 1991 bewohnt wurde, waren umfangreiche restauratorische Untersuchungen und aufwendige Umbaumaßnahmen seitens der Gemeinde und des Heimatvereins notwendig, bis sich das Königheimer Höflein in seiner heutigen "alten" Form präsentieren konnte.
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