Hausgeschichte
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Die Wäsche

Die Wäsche war der Stolz und der Reichtum der Hausfrau. Die reich gefüllten und schön hergerichteten Schränke wurden sogar oft den Gästen vorgeführt.
Die wichtigsten Wäschestücke wie Bettwäsche, Tischtücher, Handtücher und Hemden wurden von den Frauen als Aussteuer vor der Ehe angefertigt oder waren Teil der Mitgift.
Viele Wäschestücke waren mit einem Monogramm versehen, das mit Hilfe einer dünnen Kupferschablone und Wäschetinte auf der Wäsche vorgezeichnet und dann ausgestickt wurde. So konnten die Wäscheteile beim gemeinsamen Bleichen nicht verwechselt werden.
Nachdem die Stoffe im 19. Jahrhundert noch meist von den Bauern selbst hergestellt und mit der Hand vernäht wurden, kamen Ende des Jahrhunderts Baumwollstoffe und fertige Wäschestücke auf den Markt.
Da die Kleidungsstücke beim Waschen stark strapaziert wurden, erwies sich die Baumwollware allerdings als nicht so haltbar wie Leinen. Bettwäsche wurde noch bis ins 20. Jh. aus Leinen hergestellt, für Unterwäsche, Hemden und Kleider eignete sich die weichere Baumwolle besser.
Ein anderes wichtiges Grundmaterial für Kleidung war Wolle. Strümpfe, Pullover, Handschuhe, Schals und Mützen wurden aus selbstgesponnener Wolle gestrickt. Aber auch verwebte Wolle wurde z.B. für Hosen und Mäntel verwandt. Für kompliziertere Kleidungsstücke kam eine Schneiderin auf die reicheren Höfe oder man kaufte sie beim Kaufmann.

Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Frauen auch Spitzen zu häkeln und zu klöppeln; auch aufwendige Stickbilder, meist religiösen Inhalts, wurden angefertigt.



Der ganze Stolz der Hausfrau: Der Wäscheschrank Stickarbeiten und Klöppeln


Vom Flachs zum Leinen

Der blau blühende Flachs wurde noch im letzten Jahrhundert in großen Mengen zur Herstellung von Leinen angebaut. Die Gewinnung der Pflanzenfasern war sehr mühsam. Zunächst mussten die im Sommer gerupften Stängel getrocknet, später dann mit eisernen Kämmen von ihren Samen befreit werden. Anschließend musste der Flachs mehrere Wochen durchfeuchtet werden, damit sich die Holzteile von den begehrten Bastfasern lösten. Um die feuchten Stängel für den nächsten Arbeitsgang wieder zu trocknen, mussten sie gedarrt werden, wozu hier in Höpfingen zum Teil die Grünkerndarren benutzt wurden.
Um dann aus den getrockneten Flachsstängeln die Bastfasern herauslösen zu können, mussten sie mit den Flachsbrechen geknickt werden. Anschließend wurden Holzreste am Schwingstock herausgeschlagen. Mit feinen Kämmen wurden die wirren Fasern nun geordnet, um dann im Winter in den Spinnstuben zu Fäden versponnen zu werden.
Beim Spinnen wird das Spinnrad mit einem Fuß angetrieben, wobei durch das Schwungrad die Spule gedreht wird. Ein Bündel mit Flachsfasern wird auf den Roggen gesteckt, zwirbelnd führt die Spinnerin daraus der Spule einen Faden zu. Wenn die Spule voll ist, wird der Faden auf die Haspel übertragen. Die Garnstränge werden anschließend gewaschen und gegebenenfalls gefärbt. Um weiterverarbeitet werden zu können, müssen die Stränge mit Hilfe des Spulrades zu Garnrollen aufgespult werden.
Das Leinenweben am Webstuhl war eine Männerarbeit, es musste in einem feuchten Raum - meist im Keller geschehen - da trockener Leinen zu brüchig zum Verarbeiten ist. Aufgrund des feuchten Arbeitsplatzes litten viele Leinenweber an Gicht und Rheuma.



Bilder vom Flachs und vom Leinen

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Der Wandschrank

In einem kleinen Teil der Wand wurde die Lehmausfachung ausgespart oder nachträglich entfernt, um dort einen praktischen Wandschrank mit zwei Fächern und einer Schublade einzubauen. Neben der Schublade befindet sich ein kleines Geheimfach, welches nur von hinten, über die Gluckenkammer erreichbar ist.



Die Gluckenkammer

Eine brütende Henne braucht einen ruhigen und abgedunkelten Platz. Nach drei bis vier Wochen schlüpfen die Küken. Eine Glucke erkennt ihre Küken an der Stimme, noch im Ei beginnen sie zu piepen. Nur ihre eigenen Küken greift eine Henne nicht an.
Deshalb - und da Küken sehr kälteempfindlich sind - gab es hier einen extra Gluckenverschlag. Das Dach wird durch die Sonne erhitzt und es wird warm im Verschlag, außerdem sind die Küken vor anderen Hühnern, aber auch vor Katzen, Raubvögeln, Mardern, Füchsen und andern Feinden geschützt.
In den ersten drei Monaten bringt die Glucke den Küken picken, scharren und trinken bei. Erst wenn die Küken fast so groß sind wie die anderen Hennen, werden sie zu diesen in den Stall gesetzt. Sie nehmen dann die unteren Ränge in der bei Hühnern üblichen Hackordnung ein. Nach fünf bis sechs Monaten legen sie die ersten Eier. Hähne werden großgezogen und dann geschlachtet.



Die Vorratskammer im Dachgeschoss

Auch dieser fensterlose und trockene Raum auf dem Dachboden diente der Vorratshaltung. Die zwei Wandöffnungen sorgten für Belüftung und Durchzug.
An den Stangen unter der Decke hingen geräucherte Schinken und Würste.
Die in der Sonne oder im Backofen auf Hörtles getrockneten Obstschnitzen, die sogenannten Hutzeln, wurden hier in Leinensäckchen aufgehängt oder in der Kiste verwahrt.
Auch die Kräuter für Hausteemischungen konnten hier gut gelagert werden.



Der Wandaufbau

Das tragende Gerüst dieses Hauses besteht aus einer Fachwerkkonstruktion. Nach dem Aufrichten des Holzskeletts mussten die Wände mit einem Lehmgeflecht geschlossen werden. Dazu wurden in die einzelnen Gefache zunächst senkrechte Holzscheite geklemmt, welche dann mit Ästen umflochten wurden und anschließend einen dicken Bewurf aus einem Gemisch von Lehm, Sand, Wasser, Stroh und Kuhmist bekamen. Zum Schutz vor der Witterung wurden die Außenwände noch mit einem Kalkputz versehen.



Das Flechtwerk im Wandaufbau 



Der Grünkern

Die "Baulandspezialität" Grünkern ist vermutlich eine zufällige Entdeckung aus schlechten Zeiten: Der noch unreife, grüne Dinkel musste bei kaltem, regnerischem Wetter geerntet werden und wurde wohl von einigen Bauern getrocknet, um gelagert und verarbeitet werden zu können.
Im sogenannten Zustand der Milchreife des Getreides sind die Körner zwar schon fast ausgewachsen, aber noch weich und breiig. Ohne Trocknung ist es nicht möglich, die Körner aus dem sie umgebenden Spelz zu befreien.
Nachdem man Gefallen an dem kräftigen, rauchigen Geschmack des Grünkerns gefunden hatte, wurde er auch in guten Jahren durch frühes Ernten des Dinkels produziert und schließlich weit über die Grenzen des Baulands hinaus vertrieben. In alten Kochbüchern finden sich stets einige Grünkernrezepte.

Obwohl die "Erfindung" des Grünkerns schon bis ins 17. oder gar 16. Jahrhunderts zurückreicht, wurden die typischen Darrenbauten erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Vorher behalf man sich vermutlich mit den Backöfen. In Höpfingen werden Darren allerdings bereits 1782 im Familienbuch der Pfarrei urkundlich erwähnt.
Die Darren wurden meist an einem Hang errichtet. Der gemauerte Sockel hat an der tiefsten Stelle ein Schürloch, in welchem ein Feuer entfacht wird. Rauch und Hitze ziehen ins Innere der Darre, wo sie durch das löchrige Darrblech nach oben entweichen können. Dieses liegt zur Arbeitserleichterung etwas erhöht auf einem gemauerten Sockel und ist von einem hohen Rand umgeben, damit das aufgeschüttete Getreide nicht hinabfällt. Die Darren sind mit einer einfachen Wand- und Dachkonstruktion vor dem Wetter geschützt. Aus Angst vor der Feuersgefahr hat man sie meist am Rande der Ortschaften errichtet.

Die meisten Höpfinger Darren standen an der Straße nach Waldstetten und wurden 1956 für den Bau der Obst- und Festhalle abgerissen. Obwohl 1930 noch 100 ha Dinkel für die Grünkernerzeugung angebaut wurden, haben die Bauern die Produktion in den 50er Jahren eingestellt.



Die Grünkernernte

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Die Grünkernbereitung

Die Herstellung des Grünkerns bedeutete früher viel harte Arbeit:
Die Frauen schnitten den Dinkel mit einer Sichel, während die Männer anschließend mit einem eisernen Kamm - dem Reff - die Ähren von den Halmen trennten.

Tag und Nacht brannten unter den Darren die Feuer, meist dauerte es etwa vier Stunden, bis eine Füllung getrocknet war. In beißendem Qualm und Hitze mussten die Ähren dabei ständig umgeschaufelt werden, damit sie nicht anbrannten. Schließlich konnten die trockenen Ähren abgesackt werden.

In einer Mühle mit speziellem Gerbgang wurde der Grünkern dann vom ihn noch immer umschließenden Spelz getrennt und konnte nun gelagert und verarbeitet werden.

Heute wird auch der unreife Dinkel mit Mähdreschern geerntet - jedoch ohne dabei gedroschen zu werden - und zumeist auf gasbetriebenen, vollautomatischen Anlagen getrocknet.